Abteilung Bevölkerungsschutz

Der Schutz der Bevölkerung bei Katastrophen und in Notlagen ist das Kerngeschäft der Abteilung Bevölkerungsschutz. Im Jahr 2024 konnte sie die erste gesamtkantonale Periodische Schutzraumkontrolle (PSK) abschliessen. Dabei wurden in den letzten zehn Jahren alle rund 46'000 Schutzräume im Kanton Bern besucht und kontrolliert. Der Grosse Rat fällte im Jahr 2024 aber auch einen wegweisenden Entscheid, wie die PSK in Zukunft durchgeführt werden soll.

Bewirtschaftung der Schutzräume im Kanton Bern

Periodische Schutzraumkontrolle (Foto: Zentrum digitale Medien der Armee DMA)
Periodische Schutzraumkontrolle (Foto: Zentrum digitale Medien der Armee DMA)

Schutzräume im Kanton Bern

Vor allem aus zwei Gründen wird die vom Bundesgesetz geforderte Bereitstellung eines Platzes in einem Schutzraum für jede Einwohnerin und jeden Einwohner auch im Kanton Bern zunehmend anspruchsvoll:

  • Erstens wächst die Bevölkerung stetig. So stieg die Einwohnerzahl im Kanton Bern von Ende 2022 bis Ende 2023 um rund 12'000 Personen auf gut 1,064 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner. Dieser Anstieg liegt höher als im langjährigen Durchschnitt und ist zu einem Teil darauf zurückzuführen, dass Personen aus der Ukraine mit dem Schutzstatus S nach einem Jahr in der Schweiz der ständigen Wohnbevölkerung zugerechnet werden. Die Schutzraumbautätigkeit kann jedoch auch in «normalen» Jahren mit dem Bevölkerungsanstieg nicht Schritt halten, weshalb die Schutzraumbilanz über den ganzen Kanton von Jahr zu Jahr leicht sinkt (aktuell auf 102 %).
  • Zweitens handelt es sich bei den Schutzräumen um eine in den meisten Fällen in die Jahre gekommene Infrastruktur. Viele Schutzräume mussten in den vergangenen Jahren aufgehoben werden, da sie den aktuellen technischen Weisungen nicht mehr entsprechen oder über Mängel verfügen, die mit verhältnismässigem Aufwand nicht zu reparieren sind. Zudem gibt es in vielen Gebäuden das Bedürfnis nach Umbauten, z. B. im Zusammenhang mit einem Wechsel der Heizung, die in vielen Fällen auch zu einer Aufhebung des Schutzraums führen.

Das Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) und die Gemeinden sind bestrebt, vor allem mit der Umnutzung von aufgehobenen Schutzanlagen und wo möglich mit dem Bau von grösseren öffentlichen Schutzräumen eine weiterhin genügende Zahl an Schutzplätzen bereitzustellen.

Abschluss der PSK Runde 1 – Start der PSK Runde 2

Da 2024 die erste gesamtkantonale Periodische Schutzraumkontrolle (PSK) abgeschlossen werden konnte, hat der Kanton Bern heute eine Übersicht über den Zustand der Schutzräume im Kanton Bern, die so gut ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Insgesamt wurden in den letzten zehn Jahren alle rund 46'000 Schutzräume im Kanton Bern besucht und kontrolliert, sodass ihr baulicher und technischer Zustand bekannt ist und die Eigentümerinnen und Eigentümer zur Behebung allfälliger Mängel angewiesen wurden.

Die erste gesamtkantonale PSK hat auch in Bezug auf die Prozesse und den Ablauf der Kontrollen eine Vielzahl an Erkenntnissen generiert, die nun in die nächste PSK (2026–2035) einfliessen werden. Unter anderem hat der Grosse Rat mit Beschluss vom 11. September 2024 entschieden, dass der Kanton ab 2026 die Hauptverantwortung für die PSK von den Gemeinden übernehmen wird. Die Durchführung der PSK soll so einfacher und auch kostengünstiger werden, da nicht mehr jede Gemeinde selbst die Durchführung organisieren und finanzieren muss.
 

Digitalisierungsschritte beim Schutzbauten-Management

Die PSK, die Schutzraumbefreiungen bzw. der Schutzraumbau bei Wohngebäuden oder die Schutzraumaufhebung führen zu einer grossen Zahl an Interaktionen zwischen den Gebäude-Eigentümerinnen und -Eigentümern, den Gemeinden und dem BSM. Diese Prozesse sind heute erst teilweise digitalisiert, nicht zuletzt aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen, und geprägt durch mitunter aufwändige Medienbrüche. Im Hinblick auf die angestrebte durchgängige Digitalisierung dieser Interaktionen, auf einfachere Verwaltungsprozesse innerhalb des BSM und auf die Etablierung einer gesamtkantonalen Schutzraumdatenbank mit Zugriff für die Gemeinden und Zivilschutzorganisationen erneuert das BSM seine Software zur Schutzraumverwaltung. Die Ausschreibung erfolgt im ersten Halbjahr 2025, sodass die neue IT-Lösung ab 2026 schrittweise in Betrieb genommen werden kann.

Mit diesen Neuerungen ist der Kanton Bern bestrebt, das Schutzraumsystem – mit einem Wiederbeschaffungswert von mehr als einer Milliarde Franken allein im Kanton Bern – in einem guten Zustand erhalten zu können und den dabei entstehenden Aufwand sowohl für die Eigentümerinnen und Eigentümer der Schutzräume als auch die Gemeinden und den Kanton soweit als möglich zu reduzieren. Auf der politischen Ebene wird gleichzeitig die Diskussion über die Weiterentwicklung dieses Systems geführt werden müssen, da gerade die Erfahrungen aus der Ukraine zeigen, dass in gewissen Situationen ein temporärer Schutz am Arbeits- bzw. Aufenthaltsort wichtiger ist als ein Vollschutz am Wohnort.

Stephan Zellmeyer, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz

Ausgewählte Kennzahlen

Entwicklung der Bestände im Zivilschutz

Gegenüber dem Vorjahr haben die Bestände der aktiven Angehörigen des Zivilschutzes abgenommen. Der Vergleich mit den Jahren 2021 bis 2023 ist nur bedingt möglich. Damals flossen neu rekrutierte Schutzdienstleistende je nach Methode der jeweiligen Zivilschutzorganisation in die Statistik ein oder nicht. Die Bestände wurden also tendenziell zu hoch ausgewiesen. Seit dem 1. Januar 2024 wird klar unterschieden zwischen neu rekrutierten und aktiven Angehörigen des Zivilschutzes.

Rekrutierung von Angehörigen des Zivilschutzes

Rekrutierung AdZS Kanton Bern

Im Jahr 2024 konnten über 600 Personen für den Zivilschutz rekrutiert werden. Die deutlichen tieferen Zahlen in den Jahren 2020 bis 2022 sind auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen.

Geleistete Diensttage im Zivilschutz (ohne Verwaltung) 

Nach 2022 konnten wieder vermehrt Grossanlässe durchgeführt werden, was sich in den Einsätzen zu Gunsten der Gemeinschaft niederschlägt.

Die Verdoppelung der Katastropheneinsätze im Janr 2024 gegenüber dem Vorjahr lässt sich mit den starken Unwettern im Sommer 2024 erklären. Insbesondere für die stark betroffene Gemeinde Brienz und im Wallis war der Berner Zivilschutz im Einsatz.

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