Der Schutz der Bevölkerung bei Katastrophen und in Notlagen ist das Kerngeschäft der Abteilung Bevölkerungsschutz. Ein Schwerpunktthema der Abteilung Bevölkerungsschutz im Jahr 2023 bildete die Erarbeitung einer aktualisierten Gefährdungsanalyse zuhanden der Berner Gemeinden. Die Gefährdungsanalyse bildet anschliessend die Grundlage für die Notfallplanungen der Gemeinden.
Eine neue Gefährdungsanalyse für die Berner Gemeinden

Sich Gefährdungen und Risiken bewusst sein – eine Kernaufgabe des Bevölkerungsschutzes
Kernaufgabe des Bevölkerungsschutzes ist es, die Bevölkerung und ihre Lebensgrundlagen im Falle von Katastrophen und Notlagen zu schützen. Am Anfang aller Notfallplanungen steht die Analyse potentieller Gefährdungen, um Risiken für die Bevölkerung einschätzen und Ressourcen bereitstellen zu können.
Im 2023 war deshalb für die Abteilung Bevölkerungsschutz die Erarbeitung einer aktualisierten Gefährdungsanalyse zuhanden der Berner Gemeinden ein Schwerpunktthema. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
- Gesellschaften aber auch Gefährdungen sind einem steten Wandel unterworfen. Das Gesetz schreibt den Berner Gemeinden aus diesem Grund vor, in periodischen Abständen neu zu analysieren, mit welchen Gefährdungen die Bevölkerung konfrontiert ist. Dies geschah im Kanton Bern 2015/2016 das letzte Mal, weshalb es Zeit für eine Aktualisierung wurde.
- Die Gefährdungsanalyse ist eine methodisch anspruchsvolle Herausforderung, die Fachwissen und die Verfügbarkeit einer Vielzahl von Daten voraussetzt. Sie übersteigt die Ressourcen vieler Gemeinden im Kanton.
Fachwissen mobilisieren – Daten beschaffen und analysieren
Vertreterinnen und Vertreter aus der Abteilung Bevölkerungsschutz des Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär und der Abteilung Naturgefahren des Amts für Wald und Naturgefahren sowie aus dem Kantonalen Laboratorium bildeten zusammen eine Kerngruppe, die diese Gefährdungsanalyse für das gesamte Kantonsgebiet durchführte.
Die Kerngruppe passte zunächst den Gefährdungskatalog an, indem die bestehenden Gefährdungen auf ihre Relevanz für den Bevölkerungsschutz überprüft wurden. Der Katalog wurde dann um weitere Gefährdungen ergänzt, welche die Entwicklungen der letzten Jahre im Bevölkerungsschutz aufgreifen. In der Gefährdungsanalyse 2023 finden sich deshalb zu den bestehenden 16 Gefährdungen acht neue aus den Bereichen Klima und extreme Witterung, Wirtschaftliche Landesversorgung und Moderne Technologien. Als Orientierung diente unter anderem die nationale Risikoanalyse «Katastrophen und Notlagen Schweiz» aus dem Jahr 2020 des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz.

Ein wichtiges Ziel war es, möglichst optimal Fachwissen aus unterschiedlichsten Stellen für die Berner Gemeinden verfügbar zu machen. Deshalb wurden Fachpersonen aus verschiedenen kantonalen Ämtern und Bundesämtern sowie private Firmen im Hinblick auf spezifische Gefährdungen angesprochen und um Auskunft, Daten und Beurteilung der Resultate gebeten.
Indikatoren – also Datenreihen, die stellvertretend Hinweise auf das Schadenausmass geben – dienten als Grundlage für die Zuweisung zu einer der vier Ausmassklassen (siehe Abb. 1). Voraussetzung waren Datensätze, die jeweils einheitliche Angaben für alle 337 Gemeinden des Kantons enthielten.
Im Dienste der Gemeinden
Nach Abschluss der Risikobeurteilung haben nun die Gemeinden das letzte Wort. Daher wurden die Resultate der Gefährdungsanalyse Mitte September 2023 den Gemeinden zugestellt. Es ist nun ihre Aufgabe, den Vorschlag der Abteilung Bevölkerungsschutz zu prüfen und eine Rückmeldung dazu zu geben.
Zu diesem Zweck stehen auf einer geschützten Plattform verschiedene Materialien zur Verfügung:
- ein Dossier mit einer Einführung in die Methodik und Factsheets zu allen Gefährdungen,
- eine Excel-Datei (Erfassungsbogen), in der jede Gemeinde ihre spezifische Risikobeurteilung sowie eine Risikomatrix abrufen und auch die Beurteilungen der anderen Gemeinden einsehen kann,
- Karten mit allen Gefährdungen für den Kanton Bern, und
- eine Mastertabelle mit allen Resultaten.
Nach Abschluss der Rückmeldephase, die bis in den Spätherbst 2023 dauert, folgt die Aktualisierung der Resultate. Im Anschluss stellt die Abteilung Bevölkerungsschutz die finale Version den Gemeinden in geeigneter Form zu, damit diese mittelfristig – dort wo es nötig ist – ihre Notfallplanungen anpassen können. Denn je nach Einstufung der Risiken werden Massnahmen nötig sein.
Mit dieser Gefährdungsanalyse leistet die Abteilung Bevölkerungsschutz zusammen mit den Gemeinden einen Beitrag dazu, die bevölkerungsschutzrelevanten Risiken besser einschätzen zu können und damit die Sicherheit der Bevölkerung und ihrer Lebensgrundlage im Kanton Bern zu erhöhen.
Chantal Camenisch, Abteilung Bevölkerungsschutz, Fachbereich Planung und Projekte
Ausgewählte Kennzahlen
Entwicklung der Bestände im Zivilschutz

Gegenüber dem Jahr 2020 haben die Bestände um ca. 25 % abgenommen. Der Vergleich mit den Vorjahren ist ab 2024 allerdings nur bedingt möglich. Zuvor flossen neu rekrutierte Schutzdienstleistende je nach Methode der jeweiligen Zivilschutzorganisation in die Statistik ein oder nicht. Die Bestände wurden also tendenziell zu hoch ausgewiesen. Neu wird klar unterschieden zwischen neu rekrutierten und aktiven Angehörigen des Zivilschutzes.
Rekrutierung von Angehörigen des Zivilschutzes

Im Jahr 2023 konnten mehr Personen für den Zivilschutz verpflichtet werden als im Vorjahr.
Aufgrund der demographischen Entwicklung und der differenzierten Zuweisung (Tauglichkeit) in die Armee ist in Zukunft mit weniger Rekrutierungen zu rechnen.
Geleistete Diensttage im Zivilschutz (ohne Verwaltung)

Die Einsatztage bei der Bewältigung von Katastrophen und Notlagen sind nach den Corona-Jahren, den Hochwassern 2021 und der Ukraine-Flüchtlingskrise wieder im üblichen Bereich. 2023 war entsprechend im Zivilschutz des Kantons Bern ein normales Ausbildungsjahr.