Der Schutz der Bevölkerung bei Katastrophen und Notlagen ist das Kerngeschäft der Abteilung Bevölkerungsschutz. Per 1. Januar 2022 wird die Kantonale Zivilschutzformation in «Kantonales Katastrophen Einsatzelement (KKE)» umbenannt. Mit der neuen Bezeichnung, die sich an derjenigen ähnlicher Formationen in anderen Kantonen orientiert, und einem neuen Logo soll die eigenständige Positionierung der kantonalen Zivilschutzorganisation unterstrichen werden.
Die Kantonale Zivilschutzformation wird zum «Kantonalen Katastrophen Einsatzelement (KKE)»
Aufbau von Spezialfähigkeiten
Der kantonale Zivilschutz hat in den letzten Jahren einen sichtbaren Wandel erlebt: Standen vor ein paar Jahren die Leistungen im Bereich der Führungsunterstützung und die Unterstützung der Grossanlässe im Zentrum, legt das im Dezember 2020 genehmigte Leistungsprofil einen neuen Schwerpunkt bei der «Technischen Hilfe». Angestrebt wird der Aufbau von Leistungen bei aufwändigen Rettungen aus Trümmerlagen, beim Bau von Hilfskonstruktionen mit einem Einsatzgerüstesystem und bei der Stromversorgung mittels mobilen Gross-Aggregaten. Das KKE will damit Spezialfähigkeiten anbieten, die so bei den regionalen Zivilschutzorganisationen nicht oder noch nicht vorhanden sind, um einen Beitrag zur Schliessung von Lücken in der Vorbereitung des Kantons Bern auf gewisse durchaus ernstzunehmende Szenarien wie Erdbeben oder Stromausfälle bzw. Strommangellagen zu leisten. Für diesen Fähigkeitsaufbau ist sowohl die Aneignung neuer Einsatzverfahren als auch die Ausbildung der einzelnen Angehörigen des Zivilschutzes und der Einsatzformationen notwendig. Es sind jedoch auch grössere Materialbeschaffungen geplant.
Führungsunterstützung und ABC-Schutz
Weiterhin Teil des Leistungsprofils des KKE sind die Führungsunterstützung und der ABC-Schutz: Bei der Führungsunterstützung stellt das KKE POLYCOM-Verbindungen für den Zivilschutz oder weitere Partner unter erschwerten Bedingungen und – in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei – die Notstromversorgung der POLYCOM-Basisstationen sicher. Weiter rekrutiert sich die Führungsunterstützung der verbleibenden Verwaltungskreisführungsorgane (VKFO) wie auch der Bundes-Krisenstäbe «Sanitätsdienstliches Koordinationsorgan (Sanko)» und «Einsatzorganisation Fedpol» aus den Beständen des KKE. Beim ABC-Schutz steht nach der Abschaltung des KKW Mühleberg vor allem die Tierseuchenbekämpfung in Zusammenarbeit mit dem Amt für Veterinärwesen des Kantons Bern im Zentrum.
Integration des Care Teams Kanton Bern
Als weitere Neuerung wird per 1. Januar 2022 das Care Team Kanton Bern (CTKB) formell in das KKE integriert. Das CTKB erbringt mit rund 180 Mitgliedern Leistungen im Bereich der psychologischen Nothilfe. Dabei leisten die Mitglieder freiwilligen Schutzdienst, d. h. sind Angehörige des Zivilschutzes.
Rückblick und Ausblick
Das KKE hat während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 seine rasche Mobilisierbarkeit und Einsatzbereitschaft im Bereich der Führungsunterstützung unter Beweis gestellt. 2021 zeigte es im Rahmen der schweizweiten Tierseuchenübung «NOSOS 2021», dass es auch bei der Bekämpfung einer Tierseuche wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) seine Aufgaben zusammen mit den verschiedensten Partnern wahrnehmen kann. Nun geht es in den nächsten Jahren primär darum, die Leistungsfähigkeit der zwei Unterstützungszüge («Pionierzüge») aufzubauen und zu festigen. Dabei ist das knapp vierhundertköpfige KKE – wie alle anderen Zivilschutzorganisationen auch – mit Bestandesproblemen konfrontiert, da deutlich mehr Angehörige des Zivilschutzes altersbedingt aus dem KKE entlassen als neue rekrutiert werden. Trotzdem sind wir überzeugt, dass das KKE auch in den nächsten Jahren ein wichtiger und wertvoller Mosaikstein im Bevölkerungsschutz des Kantons Bern darstellen wird.
Ausgewählte Kennzahlen
Entwicklung der aktiven Bestände im Zivilschutz

Die Einführung des totalrevidierten Bundesgesetzes über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz vom 20. Dezember 2019 (BZG; SR 520.1) führte im Kanton Bern zu einer Bestandesreduktion (aktive Bestände) von rund 21 % gegenüber Anfang 2020. Durch die Abgänge von geburtenstarken Jahrgängen in den nächsten Jahren wird eine weitere Reduktion erwartet.
Rekrutierung von Angehörigen des Zivilschutzes

Die Rekrutierungszahlen im Zivilschutz sanken in den vergangenen Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung (weniger Stellungspflichtige) und der Einführung der differenzierten Zuweisung (Tauglichkeit) in der Armee. Im Jahr 2020 wurden zudem aufgrund der coronabedingten Einschränkungen weniger Rekrutierungen als üblich durchgeführt.
Geleistete Diensttage im Zivilschutz (ohne Verwaltung)

Die Corona-Pandemie und verschiedene Hochwasser zeichnen sich deutlich ab. In den Jahren 2020 und 2021 wurden in der Kategorie Katastrophen/Notlagen mehr Diensttage als je zuvor geleistet.