Das Care Team Kanton Bern (CTKB) ist für die notfallpsychologische und notfallseelsorgerliche Betreuung von Betroffenen in den ersten Stunden nach einem belastenden Ereignis im Kanton Bern zuständig. Es zählt gegen 180 Mitglieder und steht 365 Tage im Jahr rund um die Uhr im ganzen Kanton Bern und im Kanton Jura im Einsatz. Die Gründung des CTKB geht zurück auf das Canyoning-Unglück am Saxetbach. Dieses jährte sich im Jahr 2024 zum 25. Mal.
25 Jahre seit dem Canyoning-Unglück Saxetbach und die Entwicklung des CTKB seither
Diesen Sommer jährte sich das Unglück im Saxetbach zum 25. Mal. Damals verloren 21 Menschen ihr Leben, Angehörige reisten aus aller Welt an, um die Toten zu identifizieren und zu verstehen, was passiert war. Dieses Unglück markiert einen wichtigen Punkt in der Entstehungsgeschichte des CTKB.
Wer heute die Berichterstattung von damals und die Reportagen von den Gerichtsverhandlungen anschaut, wird – wenig überraschend – feststellen, dass die Verarbeitung des Unglücks in keiner Art und Weise innerhalb des kleinen Zeitfensters, in dem das CTKB heute intervenieren würde (sc. während der Ereignisbewältigung und innerhalb von 24 Stunden), abgeschlossen wurde.
In den vergangenen 25 Jahren hat sich das CTKB einen Namen gemacht. Wir halten als Milizorganisation mit unseren professionellen Partnern Schritt; die Rettungsdienste, die Kantonspolizei und die Feuerwehren kennen die Möglichkeiten des CTKB und schätzen dessen Arbeit.
Wie beurteilt Bernhard Stähli (Gründer des CTKB) die Entwicklung des CTKB seit seiner Pensionierung?
Bernhard Stähli: «Ich möchte mich nicht in die heutigen Tätigkeiten einmischen und verfolge diese daher kaum. Aber es freut mich zu sehen, dass das CTKB gut und selbständig funktioniert, auch mit Laien. Und besonders freut es mich, wenn das CTKB in den Medien erwähnt wird. In der heutigen Zeit muss das CTKB anders funktionieren, als zu dieser Zeit, als ich es leitete. Klar ist, dass nur Bestand hat, was gut ist. Dass das CTKB immer noch besteht, zeigt, dass es gut ist.»
Im 2002 bestand das CTKB aus 58 Personen, davon waren 56 als Pfarrerinnen und Pfarrer in der Landeskirche tätig. Drei Personen waren französischer Muttersprache. Heute engagieren sich 178 Personen im CTKB, davon sind 42 französischer Muttersprache und 14 sind als Pfarrerinnen und Pfarrer tätig in der reformierten Kirche Bern.
Während aus dem Jahr 2002 59 Einsatzberichte vorliegen, hat sich die Anzahl Einsätze des CTKB über die Jahre stets vergrössert. Im Jahr 2008 waren es 284 Einsätze, seit einigen Jahren liegt die Anzahl Einsätze um rund 600 Einsätze jährlich.
Heute ist die Geschäftsstelle des CTKB mit 300 Stellenprozenten dotiert. Zu Beginn wurde das CTKB mit einem Pensum von 30 Prozent geleitet, bald wurde dieses erhöht auf 75 Prozent. Jedes Jahr bilden wir 20 bis 25 Personen aus, bieten Weiterbildungen und Übungen für die Mitglieder an, nehmen teil an kantonalen oder regionalen Übungen der Partnerorganisationen.
Auch im Jahr 2024 begleitete das CTKB viele Menschen bei belastenden Ereignissen in den ersten Stunden. Auch heute werden Menschen kurze Zeit betreut und erleben so eine Unterstützung, um dem ersten Schrecken zu begegnen. Es geht bei der Betreuung darum, erste Fragen zu klären und nicht darum, dass das Trauma überwunden ist. Mit dieser Betreuung erfüllt das CTKB seinen Präventionsauftrag.
Wie blickt Irmela Moser (heutige Leiterin des CTKB) auf das CTKB?
Irmela Moser: «Schon Pfarrer Bernhard Stähli holte Laien, also Berufsgruppen ohne Master in Theologie oder Psychologie, ins Team, und dies erweist sich heute als tragfähig: Menschen aus den unterschiedlichen Berufsgruppen bringen ihre fachlichen und menschlichen Stärken ein, und weben so das Netz der psychologischen und seelsorgerlichen Nothilfe im Kanton Bern.»
Ausgewählte Kennzahlen
Einsätze pro Jahr
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Vergangenes Jahr nahm die Zahl der Einsätze des CTKB erstmals seit vielen Jahren etwas ab. Seit 2021 leistet es auch Einsätze im Kanton Jura, gemäss entsprechender Vereinbarung mit den jurassischen Behörden.
Einsätze nach Anamnese

Über 30 % seiner Einsätze leistete das CTKB 2024 aufgrund allgemeiner oder medizinischer Notfälle oder nach einer Reanimation. Bei 23 % der Einsätze intervenierte das CTKB nach einem Suizid oder Suizidversuch. In 17 % der Fälle wurde des CTKB aufgrund von Unfällen (Verkehrs-, Freizeit- und Arbeitsunfällen) aufgeboten.
Einsätze nach Region

Der Grossteil der Einsätze erfolgte 2024 in den Regionen, zu denen die grösseren Städte Bern, Thun und Biel-Bienne gehören. Seit 2021 leistet das CTKB auch Einsätze im Kanton Jura gemäss einer entsprechenden Vereinbarung mit den jurassischen Behörden.
Nicht immer ist es nötig vor Ort einen Einsatz zu leisten. In rund 5 % aller Fälle wurden Gespräche per Telefon (auf Distanz) geführt.
Alarmierungszeitpunkt

Beinahe jeder dritte Einsatz des CTKB erfolgt in den Abend- und Nachtstunden.