Wir bauen an der Zukunft der Zivilschutzausbildung

Nach geltendem Recht sind Kanton Bern sind die Gemeinden zuständig für die Grundausbildung und die Wiederholungskurse der Schutzdienstpflichtigen. Zudem kann der Kanton den Gemeinden die Zuständigkeit für die Zusatz- und Kaderausbildung ganz oder teilweise übertragen (Artikel 20 der Einführungsverordnung vom 25. November 2020 zum Bundesgesetz über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz, EV BZG; BSG 521.111).

Das Kantonale Bevölkerungsschutz- und Zivilschutzgesetz vom 19. März 2014 (KBZG; BSG 521.1) wird zurzeit revidiert und wird die EV BZG ablösen. In der Vernehmlassung sprachen sich verschiedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine grundlegende Änderung der Zuständigkeiten im Bereich der Zivilschutzausbildung von den Gemeinden hin zum Kanton aus. Eine vom Regierungsrat nachträglich durchgeführte Konsultation bestätigte die breite Unterstützung einer Kantonalisierung der Zuständigkeit für die Zivilschutzausbildung, weshalb das neue kantonale Zivilschutzgesetz dahingehend angepasst wurde. Der Grosse Rat hat in der Herbstsession 2024 der Vorlage und damit auch den neuen Zuständigkeiten diskussionslos mit 147 Ja- und 0 Nein-Stimmen bei 3 Enthaltungen zugestimmt. Er entschied auch, auf eine zweite Lesung zum Gesetz zu verzichten. Das Gesetz wird damit voraussichtlich Anfang 2026 in Kraft treten.

Die Zivilschutzausbildung im Kanton Bern findet aktuell in folgenden kommunalen Regionalen Kompetenzzentren (RKZ) statt:

• RKZ Aarwangen
• RKZ Bevölkerungsschutz Bern-Mittelland in Köniz (RKZ BBM Köniz)
• CRC Tramelan
• RKZ Spiez
• AfS Büren a. A.

Die RKZ sind als Gemeindeverbände organisiert (Ausnahme: RKZ Aarwangen als Aktiengesellschaft) und befinden sich im Besitz der Gemeinden.

Die Feuerwehr bildet im RKZ Tramelan nicht aus, dafür zusätzlich in Thun und Zweisimmen.

Aktuell leisten die meisten Ausbildungszentren gute Arbeit. Besonders hervorzuheben ist die ausgezeichnete und engagierte Arbeit der Instruktoren. Verschiedene Ausbildungszentren sind aber mit finanziellen und personellen Schwierigkeiten konfrontiert, was unter anderem dazu geführt hat, dass die Behörden der Ausbildungszentren auch strategische Überlegungen anstellen. So beantragte der Vorstand des Regionalen Kompetenzzentrums Bevölkerungsschutz Bern-Mittelland (RKZ BBM Köniz) der Abgeordnetenversammlung die Auflösung des Gemeindeverbandes und die Einstellung des Betriebs per Ende 2024. An ihrer ausserordentlichen Sitzung vom 13. Dezember 2023 hat die Abgeordnetenversammlung diesem Antrag einstimmig zugestimmt. Zu diesem Entscheid haben die sich abzeichnenden finanziellen Risiken für die Verbandsgemeinden aufgrund der personellen Engpässe durch den Fachkräftemangel und einer bevorstehenden Pensionierung einerseits sowie die Überlegungen des Kantons zu einem zentralen Ausbildungszentrum andererseits geführt. Gemäss geltendem Gesetz bleiben die Gemeinden des Gemeindeverbands RKZ BBM Köniz bis Ende 2025 für die Ausbildung der Schutzdienstleistenden ihrer Zivilschutzorganisationen zuständig. Die Gemeinden sind jedoch – vorbehältlich bestehender vertraglicher Verpflichtungen – frei, wo sie ihre Schutzdienstleistenden ausbilden. 

Der Kanton ist zuständig für die Ausbildung der Angehörigen der kantonalen Formationen, für die Zusatz- und Kaderausbildung, soweit diese nicht den Gemeinden übertragen wurde (insbesondere Teile der Ausbildung der Kommandantinnen und Kommandanten) und für die Weiterbildung der Schutzdienstpflichtigen (Artikel 20 der Einführungsverordnung vom 25. November 2020 zum Bundesgesetz über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz, EV BZG; BSG 521.111).

Weiter ist der Kanton für den Vollzug des Zivilschutzes sowie für die Systemsteuerung und das Controlling zuständig (Artikel 52 des kantonalen Bevölkerungsschutz- und Zivilschutzgesetzes, KBZG; BSG 521.1). Das gilt auch für die Ausbildung.

Mit Inkrafttreten des neuen kantonalen Zivilschutzgesetzes (KZSG) wird voraussichtlich ab dem 1. Januar 2026 auch die Zuständigkeit für die Grund-, Zusatz- und Kaderbildung von den Gemeinden zum Kanton verschoben.

Im Rahmen seiner Zuständigkeit für die Systemsteuerung nimmt der Kanton im Bereich der Ausbildung eine Oberaufsicht über die Ausbildung wahr (Artikel 52 des Kantonalen Bevölkerungs- und Zivilschutzgesetzes, KBZG; BSG 521.1). Zudem ist der Kanton gegenüber dem Bund für die Einhaltung der bundesrechtlichen Bestimmungen zur Ausbildung verantwortlich (Artikel 48 des Bundesgesetzes vom 20. Dezember 2019 über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz, BZG; SR 520.1). Die Systemsteuerung umfasst auch die mittel- bis langfristige Sicherstellung der Ausbildung. Seit geraumer Zeit sehen sich die meisten Regionalen Kompetenzzentren (RKZ) im Bereich der Zivilschutzausbildung mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Werden diese Herausforderungen nicht kurzfristig erfolgreich gemeistert, sieht der Kanton die Ausbildung des Zivilschutzes im Kanton Bern mittel- bis langfristig gefährdet. Aus diesem Grund hat der Kanton die Ist-Situation der Zivilschutzausbildung im Kanton Bern einer Analyse unterzogen.

Im Moment ist ein so genanntes «window of opportunity» offen: die Feuerwehr plant, ihre Ausbildung in einem Zentrum zusammenzulegen. Der Zivilschutz hat damit jetzt die Chance, sich in dieses Projekt einzubringen und eine nachhaltig zeitgemässe Ausbildungsinfrastruktur für den Berner Zivilschutz zu schaffen. Diese Chance für den Zivilschutz darf er nicht verstreichen lassen.

Aus der Sicht des Kantons sind die Regionalen Zivilschutz-Ausbildungszentren in vielerlei Hinsicht mit grossen Herausforderungen konfrontiert:

• Die Anforderungen an die Ausbildungsqualität steigen: technische Anforderung und Vorgaben, neue Unterrichtsformen (virtuell), mehr Materialeinsatz.
• Es besteht in absehbarer Zeit ein erheblicher Investitionsbedarf in den Ausbildungszentren.
• Die Entwicklung der Zivilschutz-Bestände ist zurzeit nicht klar prognostizierbar und sehr volatil (u. a. abhängig von Entscheiden auf Bundesebene).
• Die Vorgaben und Erwartungen in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit steigen laufend.
• Die Gemeinden als Besitzerinnen der Zentren verlangen Planungssicherheit, insbesondere im Hinblick auf den sich abzeichnenden Investitionsbedarf.

Daher haben die Gebäudeversicherung Bern (GVB) (die sich im Hinblick auf die Feuerwehrausbildung in der gleichen Situation befindet) und das Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) im Frühjahr 2022 ein gemeinsames Projekt zur Überprüfung der Ausbildungsinfrastruktur im Bereich Zivilschutz und Feuerwehr lanciert. Die Erkenntnis aus der Grobanalyse ist klar: Der Status Quo ist keine Option. 

Erste grobe Schätzungen gehen für alle 7 Ausbildungsinfrastrukturen zusammen von Kosten von insgesamt CHF 60 bis 85 Mio. aus.

• RKZ Aarwangen, Köniz, Spiez und Büren a. A. je CHF 10 bis 15 Mio.
• CRC Tramelan CHF 5 bis 10 Mio. (niedrigere Kosten, da in Tramelan keine Feuerwehrausbildung stattfindet)

Für die Ausbildungsinfrastrukturen, in denen ausschliesslich Feuerwehrausbildungen durchgeführt werden:

• Thun CHF 10 Mio.
• Zweisimmen CHF 5 Mio.

Zusätzlich zum Investitionsbedarf, der die Gemeinden stark belasten dürfte, stellt sich die (bisher noch nicht beantwortete) Frage, ob die bestehenden Infrastrukturen an die zukünftigen Ausbildungsbedürfnisse – u. a. aufgrund der Platzverhältnisse – überhaupt angepasst werden könnten. 

Das Projekt befindet sich aktuell in der dritten von sechs Phasen.

Bislang wurde eine Ist-Analyse durchgeführt (Phase 1). Als Fazit ging klar hervor, dass laut des Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) und der Gebäudeversicherung Bern (GVB) kein Standort sowohl die heutigen als auch die zukünftigen Anforderungen eines modernen Ausbildungszentrums vollumfänglich erfüllt. Die Resultate der Ist-Analyse wurden den Behörden der Ausbildungszentren ebenfalls zugänglich gemacht.

Phase 2 hatte zum Ziel, mögliche künftige Grundsatzoptionen auf grobkonzeptioneller Ebene zu erarbeiten und deren Umsetzbarkeit zu beurteilen. Dabei wurden folgende Grundsatzoptionen geprüft: Jeweils eigene oder gemeinsame Ausbildungszentren für Feuerwehr und Zivilschutz, die zentral, dezentral oder in einer Mischform betrieben werden. Die Option «gemeinsam zentral» erwies sich als beste Lösung. Sie sieht vor, ein gemeinsames Ausbildungszentrum für Feuerwehr und Zivilschutz zu realisieren.

Das BSM und die GVB setzten die Behörden der Ausbildungszentren im Rahmen von individuellen Besprechungen über die Resultate der Arbeiten in der Phase 2 in Kenntnis.

Aktuell läuft die Phase 3. Ziel dieser Phase ist, die Option «gemeinsam zentral» zu konkretisieren, die finanzielle und infrastrukturelle Machbarkeit und den Einbezug weiterer Partnerinnen und Partner zu prüfen sowie eine konkreten Umsetzungsplanung zu erstellen. Der Abschluss der Phase 3 ist auf Ende 2024 vorgesehen, die Berichterstattung dazu für das 1. Quartal 2025.

Im Falle einer Realisierung des Projekts rechnen das BSM und die GVB nicht vor 2030 mit einer Inbetriebnahme. Indem die bestehenden Regionalen Kompetenzzentren ihren Betrieb aufrechterhalten, können sie einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des gesetzlichen Auftrags des Kantons im Bereich der Zivilschutzausbildung leisten. 

Erste grobe Schätzungen ergeben einen Investitionsbedarf von rund CHF 50 Mio. Die Plausibilisierung des geschätzten Investitionsvolumens wird mit dem Abschluss der Prüfung der wirtschaftlichen und infrastrukturellen Machbarkeit erfolgen. Diese Summe ist aber in jedem Fall deutlich tiefer als die zu erwartenden Investitionen in die bestehenden dezentralen Infrastrukturen von CHF 60 bis 85 Mio.

Das Projekt sieht vor, dass die Gebäudeversicherung Bern (GVB) die Investitionen übernimmt, das zentrale Ausbildungszentrum realisiert und betreibt bzw. betreiben lässt. Der Kanton würde sich für Teile der Zivilschutzausbildung einmieten. Der Kanton muss daher nicht als Investor bzw. Bauherr auftreten, sondern wird künftig von der GVB eine Dienstleistung in Form von Bereitstellung von Ausbildungsinfrastruktur beziehen. Das neue kantonale Zivilschutzgesetz (KZSG), das voraussichtlich per 1. Januar 2026 in Kraft treten wird, sieht vor, dass die Zuständigkeit für die Grund-, Zusatz- und Kaderausbildung im Zivilschutz von den Gemeinden zum Kanton verschoben wird. Diese Aufgabenverschiebung soll über den Finanz- und Lastenausgleich (FILAG) abgegolten werden. Damit werden auch der Betrieb der Ausbildungsinfrastruktur sowie Rückstellungen für künftige Investitionen gedeckt.

Nein. Auf dem zentralen Ausbildungszentrum soll im Grunde nur spezifische Ausbildung mit hohen technischen bzw. organisatorischen Anforderungen an die Infrastruktur stattfinden. Geeignete Module der Grund-, Zusatz- und Kaderausbildung werden künftig wie heute in den Regionen bzw. Gemeinden durchgeführt. Der Kanton prüft zurzeit, welche Aus- und Weiterbildungen des Zivilschutzes künftig ganz zentral, teilweise zentral (modular) oder ganz in den Regionen durchgeführt werden sollen. Es ist damit zu rechnen, dass in den Regionen Ausbildungen stattfinden werden, die keine speziellen Infrastrukturen benötigen. Damit werden die dezentralen Ausbildungsinfrastrukturen weitestgehend obsolet. Die Wiederholungskurse der Zivilschutzorganisationen werden wie bisher in den Regionen stattfinden. Die Realisierung eines zentralen Ausbildungszentrums gibt den Zivilschutzorganisationen die Möglichkeit, an diesem zentralen Standort mit modernster Infrastruktur auszubilden und zu üben.

Im einfachen Vergleich von heute zu in 10 Jahren ist damit zu rechnen, dass die Zivilschutzausbildung teurer wird als bisher. Allerdings hat der grosse Teil der Regionalen Kompetenzzentren in der Vergangenheit von der Substanz gelebt, nur das Notwendigste in die Erneuerung der Ausbildungsinfrastruktur investiert und keine oder wenig Rückstellungen für künftige Investitionen getätigt. Das erklärt teilweise die heute tiefen Kosten, die den Gemeinden belastet werden. Weiter ist die zukünftige Zivilschutzausbildung mit der heutigen nicht 1:1 zu vergleichen. Um einen fairen Vergleich machen zu können, müsste man die in den dezentralen Ausbildungsinfrastrukturen zu tätigenden künftigen Investitionen und die damit verbundenen höheren Betriebskosten in die Preisberechnung einbeziehen. Vor diesem Hintergrund kann davon ausgegangen werden, dass die Ausbildung künftig maximal gleich teuer wird wie dereinst in sanierten dezentralen Ausbildungsinfrastrukturen.

Von Beginn weg versuchten das Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) und die Gebäudeversicherung Bern (GVB), möglichst viele Stakeholder ins Projekt einzubinden. So war von Seite Zivilschutz ausser dem BSM auch der Bernische Zivilschutzverband in den Projektgremien vertreten. Ausserdem tauscht sich das BSM in offiziellen internen Gremien (z. B. Fachausschuss Zivilschutz, zusammengesetzt aus Zivilschutzkommandanten und einer Vertretung der Regionalen Ausbildungszentren) und informellen Workshops mit Zivilschutzkommandanten regelmässig zum Thema aus. Grundsätzlich wird das Projekt von fachlicher Seite her positiv aufgenommen, zum Teil ausdrücklich unterstützt.

Das Projekt wurde zudem im Mai 2023 den beiden zuständigen Regierungsräten vorgestellt und fand deren ausdrückliche Unterstützung. Im Weiteren hat der Regierungsrat im Juli 2023 vom Projekt Kenntnis genommen und im August 2023 die Sicherheitskommission des Grossen Rates (SiK). Der Verband Bernischer Gemeinden (VBG) war von Beginn weg in der Projektorganisation integriert und steht dem Projekt positiv gegenüber.

Die Behörden der Regionalen Kompetenzzentren (RKZ) sind gegenüber dem Projekt (aus regionalpolitischen Überlegungen heraus) neutral bis ablehnend eingestellt. Das Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) steht in engem und offenem Austausch mit den Verantwortlichen, die so regelmässig über den Stand des Projekts informiert werden. Der Gemeindeverband des Regionalen Kompetenzzentrums Bevölkerungsschutz Bern-Mittelland (RKZ BBM Köniz) hat die Einstellung des Ausbildungsbetriebs im Verlauf des Sommers 2024 sowie die Auflösung des Verbands per 31. Dezember 2024 beschlossen.

Ein gemeinsames zentrales Ausbildungszentrum sichert die Ausbildungsqualität nachhaltig:

• Möglichkeit, im Rahmen eines Neubaus die Anforderungen an eine zukunftsgerichtete Ausbildung aufzunehmen.
• Fokus auf die technisch und logistisch anspruchsvollen Ausbildungseinheiten.
• Einplanung von möglichen künftigen Aus- und Umbaubedürfnissen.
• Fokus auf einen Standort – alle profitieren von moderner Ausbildungsinfrastruktur.

Alle Schutzdienstleistenden im Kanton Bern haben Anspruch auf eine kantonsweit hohe Aus- und Weiterbildungsqualität und auf eine moderne, zeitgemässe Ausbildungsinfrastruktur.

Ein gemeinsames zentrales Ausbildungszentrum erhöht die Wirtschaftlichkeit:

• Tiefere Investitionskosten
  • Sparpotential von 10 bis 35 Millionen durch einen zentralen Neubau (Schätzung Kosten Neubau inkl. Landkauf: 50 Millionen).
  • Einmalige Investition durch die Gebäudeversicherung Bern (GVB) anstelle von fünf- bis sechsmaliger Investition durch die Gemeinden.
• Tiefere Betriebskosten
  • Künftige Anpassungen (Folgeinvestitionen, laufende Modernisierung) nur an einem Standort.
  • Tiefere Personal- und Unterhaltskosten (Synergiegewinne, Synergien bei Feuerwehr- und Zivilschutz-Instruktorinnen und -Instruktoren).
• Höhere Auslastung

Ein gemeinsames zentrales Ausbildungszentrum schafft Synergien:

• Optimierte Auslastung der gemeinsamen Infrastruktur.
• Hohe Effizienz bei der Planung und Durchführung der Ausbildungen.
• Möglichkeit des vielseitigeren Einsatzes des Personals.
• Nutzung gemeinsamer Logistik.
• Schaffung von Begegnungen über die Regionen und Ausbildungsinstitutionen hinweg.
• Förderung der Identifikation mit dem Bevölkerungsschutz («Heimat» des Berner Zivilschutzes).

Ein gemeinsames zentrales Ausbildungszentrum entlastet die Gemeinden:

• Die Gemeinden erhalten Planungssicherheit – auch für den Investitionshorizont der bestehenden Ausbildungszentren.
• Sie werden von geschätzten Investitionskosten von CHF 10 bis 35 Mio. entlastet. (Die Kosten für ein zentrales Ausbildungszentrum würden wie heute über Teilnehmerbeiträge amortisiert.)
• Sie müssen kein (finanzielles) Risiko für schwankende Nachfrage nach Ausbildungstagen tragen.
• Es wird eine ganzheitliche, verlässliche und zukunftsgerichtete Lösung für alle Gemeinden im Kanton Bern geschaffen.
• Die Möglichkeit der Umnutzung bestehender Zentren kann langfristig geplant werden.

Die Schutzdienstleistenden profitieren von einer höheren Ausbildungsqualität. Die angebotenen Module sollen anspruchsvoll und zeitgemäss sein sowie soweit möglich die Verfügbarkeit der Auszubildenden berücksichtigen. Ebenso sollen sie regelmässig weiterentwickelt und auf dem neusten Stand gehalten werden.

Durch das viel grössere Ausbildungsvolumen ist es möglich, die Ausbildung zu modularisieren ohne bei der Wirtschaftlichkeit Abstriche zu machen. Dadurch können die Schutzdienstleistenden ihre Ausbildung besser auf die beruflichen und privaten Bedürfnisse abstimmen. So sollen die Schutzdienstleistenden künftig ihre Ausbildungen aufteilen (Fraktionierung) und die entsprechenden Module aus einem bestimmten Angebot auswählen können. Dies ist nur bei grossen Ausbildungsvolumen möglich. Dank der  so erhöhten Flexibilität des Ausbildungssystems wird die Dienstleistung insgesamt attraktiver.

Für die Schutzdienstleistenden des französischsprachigen Kantonsteil bringt ein zentrales Ausbildungszentrum dieselben Vorteile wie für den deutschsprachigen Kantonsteil:

• Alle profitieren von einer höheren Ausbildungsqualität aufgrund der modernen Ausbildungsinfrastruktur. 
• Wie bisher steht französischsprachiges Instruktionspersonal zur Verfügung. Dieses profitiert von einem Austausch mit einem grösseren Instruktionsteam, was die Ausbildungsqualität zusätzlich steigert.
• Durch das viel grössere Ausbildungsvolumen ist es auch für die französischsprachigen Schutzdienstleistenden möglich, ihre Ausbildung zu modularisieren und damit besser auf ihre beruflichen und privaten Bedürfnisse abzustimmen.
• Ebenso kann der französischsprachige Kantonsteil von den tieferen Investitions- und Betriebskosten sowie einer höheren Auslastung profitieren.
• Ein zentrales Ausbildungszentrum erhöht die Interoperabilität der Berner Zivilschutzorganisationen untereinander sowie mit den Partnerinnen und Partnern des Bevölkerungsschutzes. 
• Ein zentrales Ausbildungszentrum verbessert die Zusammenarbeit zwischen den Partnerinnen und Partnern des Bevölkerungsschutzes des französischsprachigen und des deutschsprachigen Kantonsteils.

Schutzdienstleistende erfüllen ihre verfassungsmässige Dienstpflicht. Sie werden für die Dauer ihres Dienstes den Arbeitgebern entzogen, die dafür Erwerbsersatz erhalten. Aus der Sicht des Kantons haben alle Schutzdienstleistenden im Kanton Bern ein Recht auf eine qualitativ hohe Ausbildung nach modernsten Grundsätzen der Erwachsenenbildung. Ziel ist es, die Schutzdienstleistenden möglichst optimal auf den Einsatz in ihrer Zivilschutzorganisation vorzubereiten und einen möglichst guten Ausbildungsnutzen zu erzielen. Dafür sollen sie ihre Zeit und die damit verbundene Absenz am Arbeitsplatz möglichst gewinnbringend für die Gemeinschaft und für sich selber einsetzen können.

• Ein gemeinsames Ausbildungszentrum unter dem Lead der Gebäudeversicherung Bern (GVB) bedeutet für die Gemeinden einen Verlust der Möglichkeit der direkten Einflussnahme. Die Mitsprachemöglichkeit im Rahmen der Gemeindeverbände bzw. der Aktiengesellschaft entfällt.
• Die bisher als Regionale Ausbildungszentren genutzten Infrastrukturen werden künftig weder vom Kanton (Zivilschutz) noch von der GVB (Feuerwehr) für ihre Ausbildungen benötigt. Die Gemeinden müssen Strategien zur künftigen Nutzung der Infrastrukturen entwickeln. Der Kanton unterstützt die Gemeinden gerne dabei, sofern sie das wünschen. In Köniz bestehen bereits klare Vorstellungen über die zukünftige Nutzung.
• Mit dem Wegfall der Einnahmen durch Kurse des Zivilschutzes und der Feuerwehr verlieren die Regionalen Ausbildungszentren einen substanziellen Teil ihrer Einnahmen und werden ohne diese in Zukunft kaum wirtschaftlich arbeiten können. Die Feuerwehr wird ihre Kurse ohnehin zentral durchführen. Damit fehlen den Regionalen Ausbildungszentren in absehbarer Zeit gewichtige finanzielle Mittel und dies unabhängig vom Entscheid über die hauptsächlich zentrale Durchführung der Zivilschutzausbildung.
• Für die Regionen geht eine gewisse Anzahl Stellen verloren. Der Umfang hängt von der künftigen Nutzung der Infrastruktur ab. Der Kanton ist bereit, insbesondere Zivilschutzinstruktoren bei entsprechender Eignung und Leistung zu übernehmen.
• Für die Schutzdienstleistenden hat ein zentrales Ausbildungszentrum teilweise längere Reisezeiten zur Folge. Dieser Nachteil soll mit der Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten kompensiert werden.

Die dezentralen Ausbildungsinfrastrukturen befinden sich im Besitz der Gemeinden. Diese sind frei zu entscheiden, wie sie die betroffenen Infrastrukturen künftig nutzen wollen.

Es ist davon auszugehen, dass das Arbeitsvolumen in der gleichen Grösse bestehen bleibt, oder gar noch steigt. Insbesondere die Zivilschutzinstruktoren dürfen damit rechnen, dass sie bei entsprechender Eignung und Leistung vom Kanton übernommen werden. Das administrative Personal wird entweder in den weiter (anderweitig genutzten) Regionalen Kompetenzzentren weiterbeschäftigt oder nach Möglichkeit in der Administration des zentralen Ausbildungszentrums eine neue Anstellung finden.

Um künftig den Bedarf an Zivilschutzinstruktorinnen und -instruktoren decken zu können, prüft der Kanton auch Modelle, die eine geteilte Anstellung zwischen Kanton und Regionen (Gemeindeverbänden) vorsehen. So könnte sich der Kanton vorstellen, dass inskünftig beispielsweise ein Zivilschutzkommandant oder eine Stellvertretung des Zivilschutzkommandanten zu einem bestimmten Prozentsatz als Kommandant oder Stellvertreter beim Verband oder der Sitzgemeinde angestellt ist und im restlichen Pensum als Instruktor beim Kanton (entsprechende Ausbildung und Eignung vorausgesetzt). Damit könnten inskünftig die Ausbildung und der Einsatz auch längerfristig näher zusammenrücken.

Ja. Die interkantonale Nutzung des Ausbildungszentrums ist auch in Zukunft vorgesehen und erwünscht. Eine Nutzung durch Partnerinnen und Partner aus anderen Kantonen erhöht die Auslastung des Zentrums, wodurch die Kosten für den Kanton Bern zusätzlich gesenkt werden können.

Die Phase zwischen heute und der Inbetriebnahme des neuen zentralen Ausbildungszentrums stellt eine grosse Herausforderung dar – dies sowohl für den Kanton als auch für die Regionalen Kompetenzzentren (RKZ). Die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen wird nur in sehr enger Zusammenarbeit möglich sein. Der Kanton sieht deshalb in den Bereichen Personal und Infrastruktur Handlungsbedarf:

Es ist nicht auszuschliessen, dass es angesichts der Veränderungen bei den RKZ personelle Abgänge geben wird, die nicht mehr ersetzt werden können. Hier wird der Kanton Hand bieten müssen, um rechtzeitig ausgebildetes Personal bereitzuhalten und dieses den RKZ gegen Verrechnung zur Verfügung zu stellen. Weiter wird der Kanton rechtzeitig das Modell der geteilten Anstellung (Kanton/Gemeindeverband) einführen und den Interessierten die erforderlichen Ausbildungen ermöglichen müssen.

Es ist davon auszugehen, dass die Behörden der RKZ beim Unterhalt und der Erneuerung der Ausbildungsinfrastruktur sehr zurückhaltend sein werden, zumindest dort, wo ein Weiterbetrieb der Ausbildungsinfrastruktur nicht vorgesehen ist. Hier wird es notwendig sein, die vorhandene Infrastruktur im ganzen Kanton koordiniert zu nutzen und die bestehenden Ausbildungsmöglichkeiten laufend auf ihre Eignung hin zu überprüfen. Weiter wird der Kanton für bestimmte Module ein temporäres Ausweichen auf ausserkantonale Ausbildungszentren (z. B. AG, VD, FR, SO) prüfen müssen, damit der Ausbildungsbetrieb aufrechterhalten und die Qualität garantiert werden kann.