Logo Kanton Bern / Canton de BerneBevölkerungsschutz, Sport & Militär

«Wir haben uns vorher nicht gekannt, aber es hat funktioniert»

Irmela Moser (Foto: BSM)

Das Care Team Kanton Bern (CTKB) ist für die notfallpsychologische und notfallseelsorgerliche Betreuung von Betroffenen in den ersten Stunden nach einem belastenden Ereignis im Kanton Bern zuständig. Die Leiterin des CTKB, Irmela Moser, gibt einen persönlichen Einblick in ihre Arbeit.

Was ist das Besondere am Care Team Kanton Bern für Sie?

Das Besondere am CTKB ist, dass sich so viele verschiedene Menschen, aus so vielen verschiedenen Ecken mit so unterschiedlichen Motivationen zusammenfinden und ein Team bilden. Wir haben Pfarrpersonen, Psychologinnen, Pflegepersonal, einen Lastwagenchauffeur, Lehrpersonen, eine Anwältin – 180 verschiedene Menschen. Und sie kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen zu uns. Jemand möchte sich engagieren, ein anderer macht die Arbeit bei uns aus christlicher Nächstenliebe, die dritte kommt wegen des Kontakts mit den Blaulichtpartnern. Wenn die Mitglieder des CTKB am Ende einer Dienstwoche dann sagen «Wir haben uns vorher nicht gekannt, aber es hat funktioniert», dann weiss ich, wir sind auf dem richtigen Weg.

Was war Ihr eindrücklichstes Erlebnis im vergangenen Jahr?

Im Kanton Jura wurden die notfallpsychologischen und notfallseelsorgerlichen Dienstleistungen durch den Verein AJUSTE erbracht. Dieses Care Team besteht aus 15 Mitgliedern. Es ist geplant, dieses Team in das CTKB zu integrieren und so auf dem Gebiet der beiden Kantone diese Dienstleistungen gemeinsam zu erbringen. Deshalb haben wir im September diesen 15 Personen unsere Organisation vorgestellt. Am Ende kam ein Mitglied von AJUSTE auf mich zu und sagte: «Ich habe mich willkommen gefühlt.» Das war für mich sehr eindrücklich, denn es zeigte mir, dass es uns gelungen war, diesen 15 Personen unser Care Team mit 180 Mitgliedern positiv darzustellen. Unsere Botschaft kam auf der anderen Seite an, trotz unterschiedlicher Sprachen und unterschiedlicher Hintergründe.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?

Ein typischer Arbeitstag von mir ist der Montag. Ich komme, schalte den PC ein und dann folgt ein Gespräch mit den anderen beiden Mitarbeitenden der Geschäftsstelle des CTKB. Denn am Montag sind wir alle da. Dabei werden neben organisatorisch Fragen vor allem fachliche Fragen geklärt und besprochen. Es folgt in der Regel der Wochenrapport, an dem auch die Assistentinnen dabei sind. Danach führen wir Absprachen, zum Teil bilateral, zum Teil alle zusammen. Der Gesprächsbedarf ist in unserem Arbeitsgebiet gross und es ist mir wichtig, dass wir als Leitung dieses Teams einheitlich agieren.

Am Nachmittag kommt das Team, das gerade im Dienst ist, in die Geschäftsstelle und holt uns gewissermassen auf den Boden der Tatsachen zurück. Danach folgt etwas Administration, sei dies die Planung kommender Dienste oder Anlässe oder das Erfassen von Einsätzen der letzten Woche.

Vermissen Sie manchmal, dass Sie nicht mehr unmittelbar selber Seelsorge leisten können?

Ich leiste noch Seelsorge. Ich kümmere mich um das Team und unterstütze die Mitglieder in ihrem Engagement oder bei der Verarbeitung schwieriger Einsätze. Und das ist für mich das Spannende an der Seelsorge. Aber es stimmt, ich leiste nur noch selten selber eine Dienstwoche. Ich merke aber auch, dass mich solche Einsätze zunehmend belasten und bin deshalb froh, dass diese nicht mehr häufig vorkommen.

Worin liegt das Spannende an Ihrer Tätigkeit?

Am meisten fasziniert mich die Frage, wie es mit dem CTKB weitergeht. Das Team muss sich nirgendwo hin entwickeln, es muss nicht besser werden. Es muss aber mit der Zeit gehen, denn was gestern richtig war, muss morgen nicht mehr unbedingt richtig sein. Diese Entwicklung ist nicht unmittelbar spürbar, es ist, wie jeden Tag etwas älter werden. Und dabei stellen sich immer wieder spannende Fragen.

Die Mehrzahl der Teammitglieder sind weisse Schweizerinnen. Betrachtet man die Zusammensetzung der Bevölkerung stellt sich die Frage, ob es nicht wichtig wäre, beispielsweise balkanstämmige Männer zu rekrutieren? Was hätte dies für Auswirkungen auf unsere Arbeit? Wie würde dies das Team verändern? Solche Fragen finde ich spannend und treiben mich an.

Mehr zum Thema

  • Care Team Kanton Bern

Seite teilen